Empelde. 50 Schüler der Kurse Darstellendes Spiel des Gehrdener Matthias-Claudius-Gymnasiums (MCG) haben auf der Bergbühne in Empelde mit ihrem Theaterstück „Kill Ill – Der Besuch der alten Dame“ rundum überzeugt. Es war die letzte Aufführung dieser Inszenierung des bekannten Dürrenmatt-Stücks. Schon zweimal zuvor waren die Vorstellungen restlos ausverkauft.
Bis kurz vor Beginn war am Freitag unsicher, ob wegen des Dauerregens überhaupt gespielt werden kann. Doch die Zuversicht zahlte sich aus. Mit dem Start der Vorstellung blieb es trocken. „Ich bin unsagbar stolz auf unsere Schüler, die trotz widrigster Bedingungen ihr Baby nicht im Stich gelassen haben. Sie haben sogar noch eine gesteigerte Leistung gezeigt. Ton, Licht und Intensität des Spiels waren beeindruckend“, lobte Kursleiter Ludger Deters nach der Aufführung.
Dürrenmatts Tragikomödie spielt in einer Kleinstadt in der Nähe der deutsch-schweizerischen Grenze. Der Ort Güllen hat seine besten Zeiten schon lange hinter sich. Verarmt, verwahrlost, ausgestorben. Die einzige Hoffnung der Bürger ist die Milliardärin Claire Zachanassian, die einst als Kläri Wäscher im Dorf lebte. In ihrer Jugend wird sie von ihrem Freund Alfred Ill schwanger, der aber die Vaterschaft leugnet. Verraten, verlassen und enttäuscht von ihrer Jugendliebe flieht sie aus ihrer Heimatstadt.
40 Jahre später kehrt Claire Zachanassian als Multimilliardärin zurück und ist bereit, Güllen eine Milliarde zu schenken – wenn jemand dafür den von ihr gehassten Alfred Ill tötet. Ist die Moral größer, oder siegt die Gier der Bürger? Nach und nach wandelt sich die bisherige Fassade des Dorfes immer mehr. Aus den liebevollen, einfühlsamen Dorfbewohnern werden mit der Zeit habgierige Menschen, die das Geld eindeutig über die Moral stellen.
Und was passiert mit Alfred Ill (der großartig von Tim Marsau und Louis Weiß gespielt wird)? Er hat große Angst und wendet sich darum immer wieder verzweifelt an die Güllener Bevölkerung. Doch am Ende stirbt Alfred Ill – und freudestrahlend schwenkt der Bürgermeister (Miron Näther) den ersehnten und teuer erkauften Milliardenscheck der zweifelhaften Heimkehrerin.
Charlotte Busch, Eva Pahl und Maya Gaudino sind jeweils sehr überzeugend in der Rolle der milliardenschweren Claire Zachanassian. Viel Beifall gibt es für die Gesangseinlage von Henrik Schwertfeger, der sich mit „Close Every Door to Me“ aus dem Musical „Joseph“ und Herbert Grönemeyers „Der Weg“ in die Herzen der Zuschauer singt. Rundum gelungen sind auch die von Marie Steins und Jana Winnecke getanzten Interpretationen, die die Seelenlage der Protagonistin verdeutlichen sollen. Unterstützt wird das Ensemble von der professionellen Choreografin Katja Altmann-Funke von der Tanzschule Möller.
Der Applaus hinterher hält lange an. „Es ist so toll, dass Sie gekommen sind und dass es so voll geworden ist“, ruft Kursleiter Deters dem Publikum zu. Mehr als 150 Zuschauer, gut ausgestattet mit Regensachen, gehen von der letzten Aufführung dieser anspruchsvollen Inszenierung hochzufrieden nach Hause.

Quelle: Heidi Rabenhorst
Der Beitrag Mörderische Moralstunde. Die Schüler des MCG begeistern mit ihrer Freiluftinszenierung „Kill Ill – Der Besuch der alten Dame“ auf der Bergbühne erschien zuerst auf Wochenblätter.